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Selbstoffenbarung: Wann sollen Therapeuten ihre Meinung sagen?

Die Psychologin Tal Alfi-Yogev stellte sich zusammen mit Kollegen von der Bar-Ilan-Universität die Frage, wann die sogenannte therapeutische Selbstoffenbarung angemessen ist und in welcher Form diese erfolgen soll.

In ihrer Hypnose Ausbildung werden die angehenden Therapeuten darauf vorbereitet, dass für die Arbeit mit den Klienten ein gehöriges Maß an Fingerspitzengefühl notwendig ist. Schließlich gilt es, eine solide Vertrauensbasis aufzubauen, weil die Klienten ihre geheimsten Gedanken und Wünsche offenbaren. Therapeuten hingegen halten sich in aller Regel damit zurück, den Patienten ihre persönlichen Ansichten und Gedanken mitzuteilen. Allerdings kann diese Art der Selbstoffenbarung durchaus auch einen heilsamen Effekt haben, wie die angehenden Therapeuten in ihrer Hypnose Ausbildung erfahren. Dies zumindest hat eine israelische Studie ergeben

Hintergründe zur Studie

Die Psychologin Tal Alfi-Yogev stellte sich zusammen mit Kollegen von der Bar-Ilan-Universität die Frage, wann die sogenannte therapeutische Selbstoffenbarung angemessen ist und in welcher Form diese erfolgen soll. Die Forscher unterteilten die private Information in zwei Arten:

  1. Die spezifische Selbstoffenbarung: Hierbei äußert der Therapeut seine Gedanken oder Gefühle über den Patienten, die gemeinsame Beziehung und die Schilderungen des Patienten. Beispielsweise kann er anmerken, dass der Klient in dieser Sitzung weniger stark engagiert ist als normalerweise.
  2. Die unspezifische Selbstoffenbarung dagegen bezieht sich auf die Lebenserfahrung des Therapeuten, seine Werte und politischen Ansichten.

Für ihre Arbeit hatten die Forscher die Daten von 68 Patienten untersucht. Diese wurden von 47 verschiedenen Therapeuten behandelt. In den meisten Fällen litten die Klienten unter Depressionen, Stress in der Partnerschaft oder im Beruf und unter Ängsten. Sie hatten während der Therapie regelmäßig Auskunft darüber gegeben, wie schwer die Symptome sind. Die Therapeuten ihrerseits sollten dokumentieren, ob sie im Lauf der Sitzung etwas Persönliches preisgegeben hatten.

Ein überraschendes Ergebnis

Hatte der Therapeut während der Sitzung eine spezifische Selbstoffenbarung gemacht, hatten sich die Symptome des jeweiligen Klienten deutlich verbessert. Zutreffend war dies zumindest, sofern die Belastung zuvor überdurchschnittlich stark gewesen war. Ein derartiger Effekt ließ sich bei einer unspezifischen Selbstoffenbarung hingegen nicht beobachten. Die Schlussfolgerung, welche die Therapeuten nach ihrer erfolgreichen Hypnose Ausbildung für ihre eigene Tätigkeit nutzen können, lautet: Gibt der Therapeut seinem Klienten ein direktes und ungeschminktes Feedback, vermittelt dies dem Klienten möglicherweise stärker das Gefühl, dass sich der Therapeut für sie interessiert und sie und ihre Probleme ernst nimmt.

Dies bestätigt auch Anne Guhn, die als Psychologin an der Berliner Charité tätig ist: Sie ist der Meinung, dass die wohl dosierte Selbstoffenbarung zur passenden Zeit die Beziehung zwischen dem Therapeuten und seinem Klienten stärken kann. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Teilt der Therapeut ehrlich mit, wie das Verhalten des Klienten bei ihm ankommt, führt er ihm damit möglicherweise vor Augen, woran es in seinen privaten Beziehungen hapert. Die Selbstoffenbarung könne folglich auch gezielt als therapeutische Technik eingesetzt werden.

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