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Counterclockwise Studie

Stell‘ dir vor, es gäbe da zwei Persönlichkeiten in dir, die sich ganz unterschiedlich verhalten: Die eine ist glücklich, jugendlich und vital, die andere pessimistisch, vom Alter gezeichnet und krank. Und nun stelle dir weiterhin vor, du könntest durch einen einfachen Mechanismus selbst entscheiden, welche Person du sein möchtest. Du meinst, das geht nicht? Doch, das geht! 

Einfach mal gegen den Uhrzeigersinn leben 

Stell‘ dir vor, es gäbe da zwei Persönlichkeiten in dir, die sich ganz unterschiedlich verhalten: Die eine ist glücklich, jugendlich und vital, die andere pessimistisch, vom Alter gezeichnet und krank. Und nun stelle dir weiterhin vor, du könntest durch einen einfachen Mechanismus selbst entscheiden, welche Person du sein möchtest. Du meinst, das geht nicht? Doch, das geht! 

Die amerikanische Sozialpsychologin Ellen J. Langer führte im Jahr 1979 ein ungewöhnliches Experiment durch, welches als Counterclockwise-Studie (gegen den Uhrzeigersinn) bekannt wurde. Zwei Gruppen älterer Männer – im Durchschnitt 80 Jahre alt - hielten sich eine Woche lang in einer Umgebung auf, wie sie 20 Jahre zuvor existiert hatte – also im Jahr 1959. Die Senioren hörten Musik von Nat «King» Cole und schauten Ben Hur – natürlich stilgerecht im Schwarz-Weiss-Fernseher. Die Teilnehmer der einen Gruppe wurden aufgefordert, sich vorzustellen, sie seien tatsächlich im Jahr 1959 - alle späteren Ereignisse sollten ausgeblendet werden. Die andere Gruppe durfte sich auch mit aktuellen Dingen beschäftigen. Am Ende des Experiments wurden die Männer untersucht. Es stellte sich heraus, dass sie tatsächlich «jünger» geworden waren. Die Senioren, die zuvor Mühe bei der Alltagsbewältigung hatten, waren plötzlich wieder in der Lage, sich eigenständig zu versorgen. Die Beweglichkeit ihrer Gelenke hatte sich deutlich verbessert, und in Intelligenztests schnitten sie besser ab. Die besten Vitalwerte hatte übrigens die Gruppe der Männer, die sich auch gedanklich im Jahr 1959 befunden hatte!

Die Geschichte von William

Dass wir immer nur so alt sind, wie wir uns fühlen, hat mir die Begegnung mit William eindrücklich vor Augen geführt. Ich traf ihn in den USA, in einer Bar ausserhalb von Boston, als er sich mit seinem Rollator durch die Tür kämpfte. Dass das Leben es nicht immer gut mit ihm gemeint hatte, war in seinem Gesicht deutlich zu lesen. Er war Kriegsveteran und hatte in Vietnam gedient, und so erzählte er mir auch gleich mit finsterem Gesicht und in aller Ausführlichkeit seine dramatischen Erlebnisse, die ich in diesem Moment nicht wirklich hören wollte!

Glücklicherweise hing in der Bar ein grosser Fernseher, in dem gerade über das 50-jährige Jubiläum des Woodstock-Festivals berichtet wurde. Und plötzlich wurde es ganz still neben mir. William starrte gebannt auf den Fernseher. Und da passierte mit ihm eine Veränderung. Er schaute mir tief in die Augen und sagte: «You know, Woodstock - I was there!» 

Dann stand er auf und begann zu tanzen! Seine Augen strahlten vor Freude, als er von einer tollen Frau erzählte, die er damals getroffen hatte. Er sang, schwang seine Hüften und strahlte dabei über das ganze Gesicht – William war ein komplett anderer Mensch geworden. Er befand sich wieder im Jahr 1969 und fühlte sich auch so! Erst als er meinen ungläubigen Blick bemerkte, fiel ihm wieder ein, dass er ja Veteran war und nur mit Mühe laufen konnte - sein Verstand kam wieder ins Spiel, er setzte sich hin, die Falten kehrten zurück, und er wurde wieder zu William, dem Kriegsveteranen, der sich ohne Krücken nicht mehr bewegen konnte.

Zwei Persönlichkeiten in einem Gehirn 

Unser Gehirn ist ein faszinierendes Wunderwerk und zu unglaublichen Leistungen fähig. In seltenen Fällen kann es sich sogar in mehrere Personen aufspalten, die nebeneinander existieren und in der Regel nichts voneinander wissen. Diese «Personen» haben oft ganz unterschiedliche Lebensalter, Charaktere, Vorlieben, Fähigkeiten, Erinnerungen, Handschriften, Stimmen - und sogar körperliche Einschränkungen! Diese sogenannte dissoziative Identitätsstörung ist ein Schutzmechanismus des Gehirns bei schweren traumatischen Erlebnissen in der Kindheit. Jede «Person» benutzt ein eigenes Nervennetzwerk zur Erinnerung und zum Verdrängen traumatischer Erfahrungen. Es ist sogar ein Fall bekannt, in der einige Persönlichkeitsanteile einer jungen, erblindeten Frau plötzlich wieder zu sehen begannen, während andere blind blieben. Das heisst, sie konnte mal sehen und mal wieder nicht – je nachdem, welche «Person» gerade aktiv war. 

Nun soll es hier nicht um diese schwere Form der Störung gehen, denn die Betroffenen können nicht entscheiden, welche Person sie gerne wären, mehr noch: es ist ihnen gar nicht bewusst, dass sie verschiedene Persönlichkeiten in sich vereinen. Es zeigt nur, wie genial unser Gehirn arbeitet und dass körperliche und seelische Einschränkungen weniger mit unserem Körper als mit der Verknüpfung neuronaler Aktivitätsmuster zu tun haben! 

So lebst du gegen den Uhrzeigersinn

Der Alltag bietet dir jede Menge Möglichkeiten, um dich glücklicher, jünger und gesünder zu fühlen! Du musst dazu auch nicht so alt sein wie William oder die Teilnehmer der Counterclockwise-Studie. Wenn es dir nicht gut geht – vielleicht, weil du dir Sorgen machst, weil du die Gegenwart als belastend empfindest oder weil du gesundheitliche Einschränkungen hast – dann versetze dich gedanklich in eine Zeit, an die du positive Erinnerungen hast. Vielleicht, weil du verliebt warst. Weil es eine tolle Zeit war, weil du glücklich warst, dich frei fühltest…. 

Wenn du diese Gefühle - möglichst dauerhaft - wieder in dein Leben holst, wirst du spüren, dass sich etwas in dir verändert, dass vieles auch leichter werden wird. Du kannst Musik aus dieser Zeit hören, Filme anschauen, tanzen, alte Liebesbriefe lesen, einen Ort aufsuchen, mit dem du etwas Positives verbindest… Vergiss‘ auch nicht, aktuelle Nachrichten zumindest für eine Weile auszublenden. Ich finde, dass man darauf ohnehin ganz gut verzichten kann!

Ich wünsche dir viel Spass bei deiner Verjüngungskur!

Dein Philippe

 

Quelle:

www.welt.de/wissenschaft/article1989274/Gleichzeitig-blind-und-sehend.html

 

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