Mentalcoach und Hypnose Blog

Ratschläge richtig einschätzen

Stehen zwei oder mehr Alternativen zur Auswahl, kann die Mehrheitsentscheidung hilfreich sein. So fand der israelische Psychologe Ilan Yaniv heraus, dass die Trefferquote auf 76 Prozent steigt, wenn fünf Experten, die in je 65 Prozent der Fälle richtig liegen, wenn sie die Entscheidung nach dem Mehrheitsprinzip treffen.

Nicht wenige Menschen suchen die Hilfe eines Therapeuten, weil sie extrem unsicher sind und deshalb oft auch Gefahr laufen, manipuliert zu werden. Das führt über kurz oder lang mitunter zu psychischen Problemen, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. Oft scheitern die Betroffenen nämlich schon daran, dass sie sich gar nicht erst trauen, andere um Rat zu fragen. Und wenn sie es doch wagen, können sie ihn nicht richtig bewerten. In der Hypnose Ausbildung lernen die angehenden Therapeuten deshalb, wie sie den Betroffenen helfen können. Dieses Thema wird aber auch in der Mentalcoach Ausbildung angesprochen. Denn eine zweite Meinung einzuholen, birgt sicherlich Chancen, aber auch Risiken. Ferner erfahren die angehenden Therapeuten im Rahmen der Ausbildung auch Hintergründe dazu. Denn warum es schwierig ist, einen Ratschlag zu bewerten, wird auch im Rahmen von psychologischen Experimenten untersucht.

Warum falsche Menschen um Rat gefragt werden

Ein Paradebeispiel für das Einholen eines falschen Rates wurde in der Quizshow „Wer wird Millionär“ gezeigt. Weil der Kandidat die Antwort auf eine Frage nicht wusste, wählte er den Publikumsjoker. Zwei Zuschauer hatten sich gemeldet: Eine Frau, die eher zurückhaltend wirkte, und einen Mann, der eigentlich erahnen lässt, dass er keine Ahnung hat. Diesen hat der Kandidat aber bei einer früheren Show kennengelernt und sich mit ihm angefreundet.

Was bei der Suche nach einem Ratschlag folglich schief gehen kann, erfahren die Teilnehmer in der Hypnose Ausbildung: Der Ratsuchende missachtet Warnsignale, ignoriert kompetente Ratgeber und befolgt schlechte Ratschläge. Und selbst wenn in guter Rat als solcher erkannt wird, wird er oftmals nicht gut genutzt. Und wenn ein guter Rat als solcher erkannt wird, wird das eigene Urteil oft nicht optimal angepasst.

Zu diesem Fazit kommen auch andere Fachleute anhand von mehreren Experimenten. Der klassische Versuchsaufbau zu diesem Thema ist das „Entscheider-Berater-System“. Hier muss die Versuchsperson einschätzen, wie groß die Entfernung zwischen zwei Orten ist. Anschließend bekommt sie einen anonymen Rat und hat die Möglichkeit, die eigene Zahl anzupassen. Wie groß der Einfluss des Ratschlages war, wird dann anhand der Differenz zwischen den beiden Urteilen berechnet. Geht es nur um die Sache und spielt Zwischenmenschliches keine Rolle sollte der Ratschlag zu etwa 50 Prozent in das Urteil einfließen Dem ist in aller Regel aber nicht so, vielmehr macht die eigene Meinung 70 Prozent aus.

Beim Zahlenschätzen wäre die goldene Mitte der Königsweg, sofern die Beteiligten in etwa die gleiche Kompetenz haben. Jedoch entscheiden sich die meisten Menschen nicht für die Mitte, sondern für eines der Urteile

Haben viele Recht?

Stehen zwei oder mehr Alternativen zur Auswahl, kann die Mehrheitsentscheidung hilfreich sein. So fand der israelische Psychologe Ilan Yaniv heraus, dass die Trefferquote auf 76 Prozent steigt, wenn fünf Experten, die in je 65 Prozent der Fälle richtig liegen, wenn sie die Entscheidung nach dem Mehrheitsprinzip treffen. Allerdings gilt das nur, wenn diese Meinungen voneinander unbeeinflusst und unabhängig getroffen werden.

Sind sich die meisten Beteiligten einig, gilt eine Lösung also meist als gut. Allerdings haben derartige Konsensentscheidungen auch Nachteile. Denn diese können ein Hinweis auf ein korrektes Urteil sein, aber genauso gut auf einen gemeinsamen Fehler hinweisen. Dissens hingegen beruht auf verschiedenen Perspektiven, was ihn wertvoll macht. Wer immer danach bestrebt ist, einen Konsens zu erreichen, verpasst allerdings die Chance, dass er von unterschiedlichen Denkweisen profitiert.

Eine verbreitete Strategie: der Ego-Bias

Sehr weit verbreitet ist allerdings die Strategie, jede abweichende Meinung zu ignorieren und nicht auf Ratschläge zu achten, die nicht zur eigenen Position passen. Steigt die Zahl der Ratgeber an, steigt deren Einfluss zwar, dieser Einfluss reicht aber bei weitem nicht an das eigene Urteil heran. Die Tendenz, die eigene Meinung über die Meinung anderer zu stellen, wird auch als egoistic discounting oder Ego bias bezeichnet. Das gilt allerdings nicht für Kinder. In einem Alter zwischen drei und sechs Jahren orientieren sie sich sehr stark an den Ratschlägen anderer – selbst wenn sie es selber besser wissen. Es ist also nicht klar wann sich der egozentrisch orientierte Bias genau entwickelt.

Um diesen Ego-Bias abzuschwächen, empfehlen Experten, sich die eigene Meinung erst zu bilden, nachdem Rat eingeholt wurde. Eine weitere Strategie besteht darin, nacheinander mehrere Menschen zu fragen.

Kompetenz als Kriterium

Wer Rat sucht. Vertraut üblicherweise eher einem Rat von einer Quelle die er für kompetent und glaubwürdig hält. Die Kompetenz eines anderen richtig einzuschätzen ist allerdings schwierig, wenn der Ratsuchende keine eigene Expertise besitzt. Das ist der Grund, warum er die Qualität eines Rates oft an falschen Kriterien misst. Etwa daran, dass der Befragte versichert, er sei sich sicher.

Der Stellenwert von Vertrauen

Das Problem liegt nicht darin, zuverlässige und unzuverlässige Informationen voneinander zu unterscheiden. Wichtiger ist es, die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Dafür verantwortlich machen Psychologen den sogenannten Anker-Effekt. Dieser besagt, dass es einen Einfluss auf das Lesen oder Hören einer Zahl auf eine darauf folgende Schätzung einer beliebigen Zahl hat. Das gilt auch, wenn kein sachlicher Zusammenhang zwischen den Zahlen und der Schätzung besteht. Menschen greifen vor allem dann auf Rat zurück. Wenn sie vor einem schwierigen Problem stehen.

Es gibt aber auch noch andere Situationen, in welchen sich Menschen zu sehr auf einen Rat vertrauen. Beispielsweise, wenn sie für einen Rat bezahlt haben oder wenn ein Interessenskonflikt besteht. Ein klassisches Beispiel hierfür ist ein Finanzberater, der davon profitiert wenn er einen Vertrag abschließt. In diesem Fall kann es für den Ratsuchenden teuer werden, wenn er auf den Rat vertraut. Denn viele Menschen sorgen zuallererst für ihr eigenes Wohl, selbst wenn es nur um einen geringen Betrag geht.

Was schützt vor schlechtem Rat?

Ein guter Schutz gegen schlechten Rat ist das Vertrauen in die eigene Kompetenz. Auch das Gefühl von Macht verleitet möglicherweise dazu. Ratgeber zu ignorieren.

Wer um Rat sucht, beherzigt eher den Rat von Menschen, die ihnen sympathisch erscheinen. Das hat aber nichts mit der Qualität des Ratschlags zu tun. Besser beraten, wenn sie mehrere Menschen um Rat fragen, die sie sowohl für ihre Vertrauenswürdigkeit und ihr Urteilsvermögen als auch für ihre Erfahrungen, Sichtweisen und Stärken.

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