Wann hast du zum letzten Mal eine wichtige Entscheidung getroffen? Und wie bist du vorgegangen? War es dein Verstand, der sorgfältig abgewogen hat, oder hast du einfach entschieden, weil sich etwas für dich „richtig“ angefühlt hat?
Viele Menschen sagen, die besten Entscheidungen ihres Lebens seien intuitiv gewesen. Vielleicht kennst du das auch: du hast nicht lange nachgedacht, sondern einfach gespürt, was das Richtige ist.
Intuition ist dein sicherster innerer Kompass. In unserer rationalisierten Welt haben wir es jedoch verlernt, unserer inneren Stimme zu vertrauen. Stattdessen verlassen wir uns auf unseren Verstand. Dessen Erfahrungsschatz ist jedoch begrenzt. Er weiss bestens Bescheid darüber, was schiefgehen könnte oder was früher schon nicht funktioniert hat. Dein Kopf ist daher nicht der beste Ratgeber, wenn du dich auf neues Terrain begeben möchtest. Deine Intuition hat hier einen entscheidenden Vorteil: Sie entscheidet ganzheitlich. Das heisst, sie nutzt in diesem Moment das gesamte „Feld“ - also die Information aus allem, was dich umgibt. Dass das funktioniert, können wir von alten Kulturen lernen.
Der Schatz der polynesischen Seefahrer
Bereits in früheren Zeiten waren die erfolgreichsten Kapitäne nicht diejenigen, die über das beste Navigationssystem verfügten. Die polynesischen Seefahrer sind dafür berühmt, dass sie in ihren winzigen Kanus hunderte Seemeilen zurücklegen konnten, obwohl sie weder Kompass noch Sextanten kannten. Sie überquerten unbekannte Meere, ohne zu wissen, wo sie hinfuhren. Diese Leistung wurde möglich, weil sie über die Fähigkeit verfügten, das Meer zu lesen. Sie besassen ein riesiges Wissen über das Gesamtsystem, dem sie vertrauten. Sie kannten die Wellen, die Strömung, den Wind und die Sterne. Anhand der Spiegelung in den Wolken erkannten sie, dass sie sich auf Land zubewegten. Dieses uralte Wissen, über viele Generationen hinweg weitergegeben, war Teil ihres kollektiven Unterbewusstseins. Dadurch konnten sie sich intuitiv zurechtzufinden. Auch wenn wir diese Gabe heute weitestgehend verloren haben, können wir wieder lernen, intuitiv dem Leben zu vertrauen.
Eine wertvolle Fähigkeit wiederentdecken
Die meisten Menschen nutzen in ihrem gesamten Leben nur ein einziges Navigationssystem – ihren Verstand. Dabei ist die Intuition ein viel genauerer Kompass. Wenn das Leben eine Reise ist, dann reisen wir gerade durch eine Welt, in der wir die Fahrpläne, die früher einmal nützlich waren, heute getrost in der Tasche lassen können. Wir können unsere Route immer weniger planen. Stattdessen müssen wir darauf vertrauen, dass wir das Richtige tun und dass das Leben uns zu unserem Reiseziel bringen wird. Auch wenn wir dazu manchmal Umwege fahren oder das Fahrzeug wechseln müssen, ohne zu wissen, weshalb. Die neue Währung in unsicheren Zeiten heisst Vertrauen.
Wie du deinen inneren Kompass aktivierst
Deine innere Stimme kannst du nur hören, wenn dein Verstand ruhiger wird. Dieser hat nämlich die Angewohnheit, unglaublich laut zu sein und sich ständig einzumischen. Pausenlos jagt er Gedanken durch deinen Kopf, die nicht wirklich hilfreich sind und dir nicht guttun. Wenn du mit deiner Vergangenheit haderst oder dir Sorgen um deine Zukunft machst, nimmst du die positive Kraft dieses Moments gar nicht wahr. Die leise Stimme deiner Intuition bleibt dann ungehört.
Um deinen inneren Kompass zu aktivieren, solltest du also zunächst für Ruhe im Kopf sorgen. Dazu brauchst du übrigens gar keine komplizierten Meditations- und Atemtechniken! Alles, was dich aus dem Kopf bringt und im Körperbewusstsein verankert, hilft dir dabei:
- Vereinbare regelmässig feste Termine mit dir selbst, bei denen du nicht gestört wirst.
- Nutze diese Zeiten und baue täglich kurze Phasen der De-Fokussierung in deinen Alltag ein, in denen du Smartphone, Bildschirm, Buch, etc. bewusst ausschaltest oder auf die Seite legst.
- Schliesse deine Augen oder schaue in die Ferne oder in den Himmel.
- Verankere dich im Körperbewusstsein deiner Füsse und Hände, indem du diese ganz bewusst wahrnimmst.
- Konzentriere dich auf deinen Atem. Wenn Gedanken auftauchen, kannst du deine Aufmerksamkeit durch bewusstes Atmen immer wieder zurückholen.
- Bewege dich regelmässig in der Natur und achte darauf, was du in diesem Moment alles sehen, hören, riechen und spüren kannst.
Lass diese kleinen Entspannungsinseln zum festen Bestandteil deines Alltags werden. Du kannst auch eine Frage stellen, die dich beschäftigt. Ignoriere konsequent alles, was dein Verstand dir sagt, und achte in der nächsten Zeit auf Botschaften, die auf anderem Wege zu dir kommen. Das können Träume, Menschen oder Ereignisse sein, die dir eine neue Tür öffnen. Sei offen für alles! Die Antworten, die du suchst, sind bereits da.
Herzlichst,
dein Philippe